Übung
Der Atem verbindet uns in intimster Weise mit der Welt. Und in unserem Innern verwandelt er sich in die eigene Gedankentätigkeit.
Sitze ruhig und beobachte deinen Atemfluss, ohne etwas verändern zu wollen. Dann lege den Fokus der Beobachtung auf das Ausatmen: Wie fließt der Atem, wenn du ruhig atmest?
Denke möglichst abstrakte, dingliche Gedanken: Zum Beispiel über Busfahrpläne, die Steuererklärung, oder lies etwas auf dem Smartphone. Wie erlebst du jetzt dein Ausatmen?
Denke an etwas Lebendiges, zum Beispiel eine wachsende Pflanze. Verändert sich das Ausatmen, die Qualität der ausgeatmeten Luft? In welcher Weise?
Versuche, innere Ruhe herzustellen und dein Denken offen und empfänglich zu machen. Dann rufe darin einen meditativen Gedanken auf. Zum Beispiel: „Die Weisheit lebt im Licht.“ Wie fließt dein Atem dabei?
Für die meisten Menschen, die diese Übung ausprobiert haben, waren folgende Erfahrungen deutlich:
Während beim gegenständlichen Denken der Atem flach, schwer, (seelisch) dunkel und fest nach unten strömt, wird beim Nachdenken über Lebendiges ein leichtfließendes, perliges, lichtvoll-farbiges Ausströmen empfunden. Im meditativen Zustand wurde dann gar nicht mehr „Atem“ erlebt, sondern eine lichtdurchwirkte, teils beglückende Einheit von Innen und Außen.
In diesem Experiment kann erfahrbar werden, dass unser Denken unmittelbar verändernd wirkt auf das, was wir der Welt jede Minute mehrfach von uns mitgeben: unseren lebendigen Atemstrom.
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