Bilde­kräfte­forschung – in Resonanz gehen mit der Lebendig­keit der Welt

Jeder Stoff trägt eine einzigartige Signatur an sich, wie eine Erinnerung, in die seine Genese eingeschrieben ist. Sie erzählt in einer Art bildhaften Gestaltung die Geschichte, wie dieser Stoff sich ins Leben eingewoben hat. In der Bildekräfteforschung wird diese lebendige Seite der Stoffe erforscht.

Von der Alchemie über die Chemie zur Bildekräfteforschung

Die klassische Alchemie wusste um dieses Geheimnis der inneren Bewegungen: Ihre Methoden, diese Zusammenhänge zu entschlüsseln, unterscheiden sich aber deutlich von dem, was man heute unter Chemie versteht. Die Alchemisten erlebten in den Stoffen und den Stoffverwandlungen das Wirken eines Geistigen, das sie innerlich nachzuvollziehen suchten.

Im Laufe der Aufklärung kam es zu einer Verschiebung des Erkenntnisstrebens – die Universalwissenschaft Alchemie richtete ihre Aufmerksamkeit immer mehr auf die äußere Seite der Stofflichkeit und wandelte sich zur heutigen Chemie.

Gewonnen wurde dadurch ein rationales, gedankendurchdrungenes Verständnis der Stoffe und Elemente, das Erleben des Geistes in ihnen ist dabei verlorengegangen.

Ein solches Erleben kann durch den inneren Mitvollzug des stetigen Wandels von Kräften und Formen entstehen. Dieser lebendige Wandel bringt die sichtbaren Erscheinungsformen hervor, gestaltet sie und organisiert alle Lebensprozesse. Der gesamte Komplex schaffender Lebendigkeit, die Äther- oder Bildekräfte, schließen unmittelbar an die physisch-sinnliche Welt an. Die Bildekräfteforschung hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Kräfte zu untersuchen und zu beschreiben.

Lebendigkeit erfahren lernen

Um sich der Ebene der Lebendigkeit bewusst zu werden, muss die innere Aufmerksamkeit entsprechend ausgerichtet und verfeinert werden. Wie man erste Schritte in diese Richtung machen kann, kann hier ausprobiert werden:

Zur Übung

Was sich im Zwischenbereich von Sinnlich-Sichtbarem und Seelisch-Erfühlbarem abspielt, kann im anschauenden Bewusstsein als bildhafte Form- und Kraftgestaltungen in Erscheinung treten. Ein solches Bewusstsein lässt sich erarbeiten, um dann fortwährend weiter vertieft und systematisiert zu werden. Wichtige Voraussetzungen sind die gezielte Führung der Denktätigkeit und ein reflexiver Umgang mit der eigenen Konstitution.

Die Bildekräfte der Kohlenstoff-Formen

Im Projekt „Alchemie der Klimakrise“ sind wir den Bildekräften des Kohlendioxids nachgegangen. Dazu wurden zunächst unterschiedliche Ausprägungen des Kohlenstoffs betrachtet.

Als Beispiele sollen dies die beweglichen Signaturen oder Bildekräftegesten von Holz- und Steinkohle veranschaulichen:

Holzkohle

Von der Peripherie her wirken druckartige Kräfte, die sich gemeinsam mit zusammenziehenden Kräften zu einer Vielzahl von stabilen, aber bewegten Rautenformen zusammenfügen. Aus dem dynamischen Entstehen und Bewegen dieser Formen glimmt fluktuierendes Licht auf. Der ganze Prozess wird von expandierenden Wärmewolken eingehüllt.

Es erscheint ein lebendig-bewegtes, flimmerndes Fluktuieren zwischen Lichtfunkeln und verfestigten Rautenformen. Je nach Ausrichtung der Aufmerksamkeit steht die Festigkeit und Schwärze im Vordergrund, oder die lichthaften Anteile strahlen aus.

Steinkohle

Aus dem Umkreis verdichten sich strukturierende Kräfte zu einer stabilen Rautenform. Im Innersten der Verdichtung glimmt aus dem Dunkeln ein kristallklares, bewusstseinsgeladenes Licht auf. Der Verdichtungsprozess wird von umhüllender Wärmeentwicklung begleitet. Die gesamte Mineralwerdung erfolgt mit energiegeladener, hitziger Feurigkeit.

Bei der Steinkohle treten an erster Stelle Schwere- und Verdichtungskräfte als Rautenform in Erscheinung. Diese Form birgt Stabilität und Schwärze in sich. In der Mitte bildet sich ein hell strahlender Lichtpunkt. Er verweist auf die Fähigkeit der Kohle, lichthaft zu werden und lässt die Verwandlung zur Diamantform erahnen.

Urbilder des Lebendigen

So wie die Verwirklichung eines Prinzips im Lebendigen als Bildekraft oder Bildekräfte-Zusammenhang erscheint, lässt sich das Prinzip an sich, die Idee, ebenfalls in bildhafter Form erfassen. Man kann dabei von einem Urbild sprechen.

Im Projekt «Alchemie der Klimakrise» haben wir uns  mit den Urbildern des Kohlenstoffs, des Sauerstoffs und des CO2 beschäftigt:

Kohlenstoff

Das Grundprinzip von Kohlenstoff drückt sich als Rautenform aus, die sich nach Innen abschliesst und Festigkeit und Schwärze in sich vereint. Gleichwohl ist diese Form nicht gänzlich abgeschlossen, sondern erscheint in zwei Richtungen umweltoffen: zur Erde hin erfüllt sie sich mit den Qualitäten von Schwere, Dunkelheit und irdischem Feuer, aus dem Himmel empfängt sie ein Licht, dass sie wie ein Geheimnis im Innern birgt. Kann man sich mit diesem Licht verbinden, erscheint es als klarstes Erkenntnislicht, das die eigene Gedankenwelt erhellt und klärt.

Kohlenstoff - Ebene 1
Kohlenstoff - Ebene 2
Kohlenstoff - Ebene 3
Kohlenstoff - Ebene 4
Kohlenstoff - Ebene 5
Kohlenstoff - Ebene 6
Kohlenstoff - Ebene 7
Kohlenstoff - Ebene 8

Sauerstoff

Widmet man sich in meditativer Art dem Sauerstoff, zeigt er sich als ein zart oszillierendes, in bunten Farben schillerndes geistiges Gebilde, das leise an eine Seifenblase gemahnt und dabei sich nicht recht entscheiden kann, ob es mehr nur licht und strahlend sein will oder mehr die Qualität einer wässrigen Frische einnehmen möchte. Trotz aller Feinheit des Bildes strahlt es eine beinahe strotzende Lebendigkeit aus, die sich gerne auf die eigene Existenz übertragen will.

Sauerstoff - Ebene 1
Sauerstoff - Ebene 1
Sauerstoff - Ebene 2
Sauerstoff - Ebene 3
Sauerstoff - Ebene 4

CO2

Verbindet sich Kohlenstoff und Sauerstoff zu CO2, erscheint dies als Bild eines offen-bewegten Prozesses, in dem eine aus dem Umkreis zusammenfließende, luftig-wässrig anmutende Lebendigkeit unter Einwirkung von geistigen Licht- und Richtkräften in einen Sog gerät und in eine sphärische Form gebracht wird. Diese neigt, wie alle Kohlenstoffformen, nach unten zur Schwere und Dunkelheit und «verfestigt» sich zu beweglichen Stab- und Rautenmustern. Aus dem Zentrum der CO2-Sphäre erstrahlt reines, warmes Licht weit in die Umgebung hinaus. Zwischen diesen beiden Polen – fest und lichtabsorbierend und ins Leichte sich verstrahlend – bewegt sich die CO2-Form hin und her.

Kohlendioxid - Ebene 1
Kohlendioxid - Ebene 2
Kohlendioxid - Ebene 3
Kohlendioxid - Ebene 4

Fazit

Eine dynamische Anschauung wie die Bildekräfteforschung erlaubt es, Kohlenstoffdioxid unter dem Aspekt des Qualitativen zu betrachten und es im Wechselspiel zwischen seiner Entstehung und seiner Beziehung zur Menschen- wie zur Pflanzenwelt zu verfolgen.

Die ganz unterschiedlichen Reaktionen von Pflanzen auf CO2 aus verschiedenen Quellen, die wir im Projekt beobachtet haben, machen deutlich, dass die lediglich mengenmäßige Erfassung von Kohlendioxid in der Atmosphäre der Komplexität seines Wirkens in der Natur nicht gerecht wird.

Das steht im Buch:

Wie die Alchemie auf die lebendige Seite der Erdenstoffe geblickt hat und wie die Bildekräfteforschung diesen Blick auf die Lebendigkeit neu interpretiert. Welche innere Seite der Gasaustausch zwischen Pflanze und Mensch hat und wie dies am Beispiel des Atems zu beobachten ist. Warum das CO2 deswegen auch qualitativ zu beurteilen ist und wie man das anstellen kann. Wie sich Kohlenstoff-Formen im Lebendigen darstellen. Wie die Genese des CO2 das Atmosphärische beeinflusst und wie die Pflanzenwelt damit umgeht.

Was sind Bildekräfte?

Bildekräfte (engl. formative forces) sind in der Natur wirkende, gestaltbildende bzw. gestaltverwandelnde (metamorphosierende) Universalkräfte. Sie bringen die Erscheinungsformen der sichtbaren Welt hervor und organisieren alle Lebensprozesse. Denn was uns durch unsere Sinne erscheint, ist nur scheinbar fest und beständig: Alles Leben ist in stetigem Wandel begriffen, und die Kräfte, die diesen Wandel bewirken, werden in der anthroposophischen Literatur als Äther- oder Bildekräfte bezeichnet.

Die Fähigkeit, diese Kräfte wahrzunehmen, ist in jedem Menschen anfänglich veranlagt. Sie lässt sich durch regelmäßiges Üben trainieren und gezielt weiterentwickeln. Diese Entwicklung ist für den aufmerksamen Beobachter in jedem Schritt klar nachzuvollziehen und zu kontrollieren. Denn eine wesentliche Voraussetzung der Methodik sind ein bewusster und kritischer Umgang mit der eigenen Konstitution und insbesondere eine bewusste innere Führung der Denktätigkeit.

Die Bildekräfteforschung, von Dorian Schmidt seit den 1990er Jahren aus anthroposophischen Grundlagen heraus methodisch entwickelt und erforscht, versucht diese Wahrnehmungsmöglichkeiten für Lebendiges auch in ein nach wissenschaftlichen Kriterien geordnetes Format zu gießen.

Überall dort, wo Fragen nach den Grundlagen des Lebens auftreten, findet Bildekräfteforschung ihren Praxisbezug. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft und Züchtung, die anthroposophische Medizin und viele andere Lebensgebiete nutzen und arbeiten mit Erkenntnissen aus der Bildekräfteforschung. Für die Beurteilung der Wirkung von moderner Technik auf das Lebensfeld von Mensch und Natur wird vor allem in interdisziplinären Projekten gearbeitet.

In der Gesellschaft für Bildekräfteforschung haben sich Menschen zusammengeschlossen, denen ein solcher forschende Umgang mit den Kräften des Lebendigen ein Anliegen ist. Als gemeinnützige Fachgesellschaft dient sie der Forschung, dem Austausch, der Fortbildung und der Information der interessierten Öffentlichkeit.

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Übung

Sich selbst beobachten lernen: Die Übung mit den Mundwinkeln

Unsere Leiblichkeit ist viel feiner, als wir es üblicherweise wahrnehmen. Jede noch so unbedeutende Haltung ruft eine Vielfalt von Änderungen hervor, keine Berührung lässt uns unberührt. Das lässt sich bewusst erfahren:


Nimm eine ausgeglichene, gelassene und gleichzeitig aufmerksame Haltung ein und lenke die Aufmerksamkeit auf deine Gesamtbefindlichkeit. Du kannst dazu nacheinander deinen körperlich-energetischen, gefühlsmäßigen und mentalen Zustand befragen.

Aus dem Gefühl der Ausgeglichenheit hebe die Mundwinkel wie zu einem Lächeln. Beobachte die Veränderungen der eigenen Befindlichkeit und versuche diese zu beschreiben.

Dann senke die Mundwinkel, sodass sie nach unten gerichtet sind. Was lässt sich jetzt beobachten?

Zum Schluss hebe die Mundwinkel noch einmal und beobachte weiter.


In der Regel werden von den Übungsteilnehmern folgende Empfindungen beschrieben:

Bei den nach oben gehobenen Mundwinkeln:

  • inneres Hellwerden
  • warme Farben
  • Empfinden von Wärme
  • Leichte stellt sich ein
  • aufrichtend
  • körperliches Empfinden von Offenheit
  • extravertiert
  • heitere Stimmung

Bei den nach unten gesenkten Mundwinkeln:

  • Abdunkelung
  • kühle Farben
  • Empfinden von Kühle
  • Schwere wird erlebbar
  • niederziehend
  • Abgeschlossensein
  • introvertiert
  • ernste oder bedrückte Stimmung

Man kann mit diesem Experiment erleben, wie körperliche Bewegung, lebendige Empfindung und seelische Stimmung miteinander verbunden sind.

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Was ist Geomantie? Was sind Bildekräfte?